Nostromo-Gespräche

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39. The Verdict (1982) mit Stephan Ziegert

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"Frank Calvin - ehemals Staranwalt, jetzt Trinker - ist am Ende. Aber er hat eine allerletzte Chance, wieder ganz oben zu sein: Ein Mädchen liegt durch den Kunstfehler eines Arztes im Koma. Das Krankenhaus will nicht zahlen und kauft den besten Verteidiger der Stadt: Ed Concannon. Frank Calvin soll schweigen. Man bietet ihm viel Geld, doch er nimmt die Herausforderung an. Er setzt alles auf eine Karte."

FilmGrab

Originaltitel: The Verdict Herstellungsland: USA Erscheinungsjahr: 1982 Regie: Sidney Lumet Drehbuch: David Mamet Produktion: David Brown, Richard D. Zanuck Musik: Johnny Mandel Kamera: Andrzej Bartkowiak Schnitt: Peter C. Frank

Besetzung: Paul Newman: Frank Galvin Charlotte Rampling: Laura Fischer Jack Warden: Mickey Morrissey James Mason: Ed Concannon Milo O’Shea: Richter Hoyle Lindsay Crouse: Kaitlin Costello Julie Bovasso: Maureen Rooney Roxanne Hart: Sally Doneghy James Handy: Kevin Doneghy Wesley Addy: Dr. Towler Joe Seneca: Dr. Thompson Lewis J. Stadlen: Dr. Gruber Colin Stinton: Billy Edward Binns: Bishop Brophy

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Kommentare

by Joe on
Für mich ist es Paul Newmans stärkste Performance. Ein Antiheld durch und durch und eben kein Heiliger, der vor allem nur an sich selbst denkt. So wie es Olli Schulz mal formuliert hat, dass er kein Geld für die Freundin übrig hat, weil er das ganze Geld für sich alleine braucht um gegen Ende des Monats über die Runden zu kommen. Newman als Alkoholiker ist eben nicht so stereotyp-männlich wie Harald Juhnke oder so cool wie Jeff Bridges im "König der Fischer", sondern ein absoluter Versager, der ganz unten angekommen ist. Symptomatisch dafür der Filmanfang am Flipperautomaten - vormittags, bevor er im Büro eintrudelt - ein geborener Verlierer, als den ihn der Richter addressiert. Niederschmetternd die Szene, in der er ihm die Tür vor der Nase zuschlägt und zu ihm sagt "Ich habe keine Sympatien für sie". Milo O'Shea und James Mason, die Erfolgsmenschen, spielen überhaupt die Antipoden von Newman: nach oben buckeln, nach unten treten und zur Seite sich anpassen. Aber Frank Galvin ist nicht etwa ein großer Nonkonformist aus Überzeugung wie die Helden aus Sam Peckinpah-Filmen - denn er wäre durchaus bereit sich anzupassen, die Kohle zu nehmen, auch aus Pragmatismus - der Komapatientin ist sowieso nicht mehr zu helfen. Aber für ihn geht es um mehr. Es geht darum noch einmal die Kurve zu kratzen und seinem Leben einen Sinn zu geben. Denn sein Dasein als Verlierer ist keineswegs so cool wie etwa das von Jeff Bridges als Lebowski. Dieser Fall ist der letzte Strohhalm, durch den er wieder leben kann, weiterleben kann, ein Mensch sein kann. Das perfekte Handwerk von Sydney Lumet, David Mamet, Johnny mandel usw. dient also nicht nur einem Gerichtsfilmklassiker sondern meiner Meinung nach - und so habe ich auch Paul Newman im Interview gehört - vor allem einem existenziellen Charakterdrama, das nur deshalb funktioniert, weil Newman, der immer wieder Rebellen gespielt hat, so ein "Schöner Verlierer" (Leonard Cohen) ist, dem man die Gewissensbisse ansieht, und nicht etwa James Mason oder Burt Reynolds die Hauptrolle spielen.

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Über diesen Podcast

In den Nostromo- Gesprächen schnacken Fred, Sebastian und Udo mal im Duo, mal im Trio und ab und an mit erlesenen GästInnen über ihre große Leidenschaft - Filme. Der Schwerpunkt der cineastischen Auseinandersetzungen liegt zum einen auf formalen Qualitäten, wie der Inszenierung, der Produktion und Herstellung, darüber hinaus auf technischen Aspekten, wie Kamera, Lichtsetzung, Schnitt und Colorgrading, und zu guter Letzt auf der inhaltlichen Interpretation der Stoffe. Unsere Herzen schlagen für den Genrefilm, allerdings mit offenem Blick über den Tellerrand in alle erdenklichen Richtungen.

Wir wünschen fröhliches Lauschen und freuen uns auf Eurer Feedback.

von und mit Sebastian Schmidt Fred Handrick Udo Fischer

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